Bestandsveränderung
Einfach erklärt versteht man unter dem Bestand alles, was sich im Lager eines Unternehmens befindet. Hierzu gehören sowohl Rohstoffe wie auch Hilfsstoffe, Betriebsmittel, Fremdbauteile sowie fertige und unfertige Erzeugnisse. Beim Jahresabschluss wird ermittelt, wie viel sich davon jeweils im Lager befindet. Dabei ist jedoch nicht die Menge, sondern der Wert in Euro in der Bilanz festgehalten. Im Anschluss wird der ermittelte Wert mit dem des Vorjahres verglichen. So lässt sich feststellen, ob es zu einer Bestandsveränderung in Form einer Bestandsmehrung oder Bestandsminderung gekommen ist.
Entstehen von Bestandsmehrungen
Eine Bestandsveränderung in Form einer Bestandsmehrung entsteht beispielsweise dann, wenn das Unternehmen Material eingekauft hat, welches im laufenden Geschäftsjahr nicht komplett verbraucht wurde. Durch den Einkauf der zumeist unterschiedlichen Materialen haben sich auch die einzelnen Konten für Roh- Hilfs- oder Betriebsstoffe verändert. So hat sich der ursprüngliche Anfangsbestand aus der Eröffnungsbilanz durch die Buchungen erhöht. Werden die eingekauften Materialien im laufenden Geschäftsjahr nicht komplett verarbeitet, so weisen die Konten am Ende des Jahres einen höheren Bestand auf.
Entstehen von Bestandsminderungen
Von einer Bestandsminderung spricht man immer dann, wenn der ermittelte Bestand am Ende des Jahres geringer ist als der Anfangsbestand in der Eröffnungsbilanz. Eine solche Bestandsveränderung entsteht beispielsweise dann, wenn das Unternehmen zunächst alle noch im Lager befindlichen Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe verbraucht und während des Geschäftsjahres nur eine geringe Menge eingekauft hat. Der Materialeinsatz ist in diesem Falle höher als der Wert für die Materialeinkäufe.
Weitere Bestandsveränderungen
Zu Bestandsveränderungen kommt es jedoch nicht nur bei den Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen, sondern auch bei den fertigen und unfertigen Erzeugnissen. Wurden nicht alle im Geschäftsjahr hergestellten Produkte verkauft, so kommt es zu einer Bestandsmehrung. Falls mehr Erzeugnisse verkauft als gefertigt wurden, liegt immer eine Bestandsminderung vor.
Auswirkungen von Bestandsveränderungen auf den Gewinn
Wenn sich der Bestand an fertigen Erzeugnissen erhöht bedeutet dies, das mehr Produkte hergestellt als verkauft wurden. Durch die Herstellungen entstehen Kosten bzw. Aufwendungen und durch den Verkauf wird Umsatz generiert. Daraus ergibt sich, dass bei einer Bestandsmehrung mehr Kosten entstehen als durch einen Verkauf Umsatz erzielt wird. Eine Bestandsmehrung bedeutet demzufolge eine Reduzierung des Gewinns. Umgekehrt sieht es bei einer Bestandsminderung aus. In diesem Fall übertraf die Anzahl der verkauften Produkte die der hergestellten. Somit kommt es zu einer Vergrößerung des Gewinns.
Bestandsveränderungen richtig buchen
Die Konten für Bestandsveränderungen werden unterhalb des Geschäftsjahres nicht benötigt und ausschließlich für den Jahresabschluss genutzt. Die Buchung der Bestandsveränderungen erfolgt auf den Passivkonten der Kontengruppe 2.
Buchen von Bestandsmehrungen
Wie bereits erwähnt, weist das Konto bei einer Bestandsmehrung einen höheren Bestand auf als zu Beginn des Geschäftsjahres. Diese Bestandsmehrung muss nun auf dem entsprechenden Konto als Zugang erfasst werden. Im Rahmen der Stichtagsinventur muss hier immer der tatsächliche Ist-Bestand eingetragen werden. Hierzu wird die Bestandsveränderung auf dem Materialkonto im Soll gebucht. Die Gegenbuchung erfolgt dann auf der Habenseite des betreffenden Materialaufwandskontos. Möglich ist auch die Buchung auf einem anderweitigen Aufwandssammelkonto. Eine solche Buchung wird auch als vorbereitende Abschlussbuchung bezeichnet. Sie wird immer erst mit den anderen Abschlussbuchungen durchgeführt, welche zur Erstellung des tatsächlichen Jahresabschlusses benötigt werden. Nach Abschluss der Salden werden diese in die Gewinn-und-Verlust-Rechnung bzw. in die Schlussbilanz übernommen.
Buchen von Bestandsminderungen
Eine Bestandsminderung bedeutet immer auch eine Minderung des vorhandenen Kapitals. Diese muss als zusätzlicher Aufwand buchhalterisch erfasst werden. Deshalb wird das Materialaufwandskonto im Soll belastet. Die Gegenbuchung erfolgt auf dem jeweiligen Materialkonto im Haben.
Beispiel für das Buchen von Bestandsveränderungen
Zu Beginn des Geschäftsjahres wird der Anfangsbestand auf die Aktivseite der Bestandskonten eingetragen. Der Buchungssatz hierfür lautet dann beispielsweise:
Rohstoffe an Eröffnungsbilanzkonto
Zum Jahresende wird dann der ermittelte Bestand auf der Passivseite eingetragen. Je nachdem welche Art von Bestandsveränderung vorliegt, ergibt sich dann ein Saldo auf der Aktiv- oder Passivseite. Die Mehrung bzw. Minderung wird dann mit dem Aufwandskonto der betreffenden Stoffe verrechnet.
Buchungssatz bei einer Bestandsmehrung:
Rohstoffe an Aufwendungen für Rohstoffe
Buchungssatz bei einer Bestandsminderung:
Aufwendungen für Rohstoffe an Rohstoffe
Bei den fertigen bzw. unfertigen Erzeugnissen werden Bestandsveränderungen mit dem Erfolgskonto Bestandsveränderungen verrechnet.
Buchungssatz bei einer Minderung:
Bestandsveränderungen an Fertige Erzeugnisse
Buchungssatz bei einer Mehrung:
Fertige Erzeugnisse an Bestandsveränderungen
Anschließend werden die Bestandskonten über die Schlussbilanz abgeschlossen.